Wie man durch kreatives Üben Klavierstücke schneller und nachhaltiger lernt

Wie man durch kreatives Üben Klavierstücke schneller und nachhaltiger lernt | PianoTube

Höre, sehe, fühle, spreche

Lerne mehrkanalig

Pianotube - Klavier online lernen | Kreativer üben - Schneller lernen - Besser spielen | © Rainer Sturm, PIXELIODu fin­dest Kla­vier üben tot lang­wei­lig? Du bist es Leid wochen­lang zu üben und doch kei­ne Fort­schrit­te zu machen? Hier sind ein paar hilf­rei­che Tipps, mit denen Kla­vier üben nicht nur Spaß macht, son­dern Du Stü­cke auch schnel­ler lernst und sie schö­ner spielst! 

Wir ler­nen, indem das Gehirn neue Lern­in­hal­te mit schon bekann­ten und gespei­cher­ten Inhal­ten ver­bin­det. Es muss eine Reso­nanz ent­ste­hen, an die der neue Stoff geknüpft wer­den kann. Das kön­nen wir auf vie­ler­lei Art beeinflussen:

Man kann sich eine Auf­nah­me des Stücks anhö­ren oder wie der Leh­rer das Stück spielt, man kann ein­zel­ne Noten oder Abschnit­te far­big anma­len (sehen), man kann die Akkor­de auf dem Instru­ment „füh­len” und beim Spie­len „in sich hin­ein füh­len” oder man kann sich eine Geschich­te zu dem Stück aus­den­ken (erzäh­len — spre­chen).1

Aber bitte mit guter Laune

Das alles soll­te man am bes­ten dann tun, wenn man gute Lau­ne hat. Denn eine posi­ti­ve Grund­stim­mung garan­tiert die nöti­ge Auf­merk­sam­keit und eine hohe Auf­nah­me­fä­hig­keit — was die Basis für jeg­li­ches Ler­nen ist.2

Das heißt nicht, dass man, wenn man kei­ne Lust hat zu üben, es gar nicht erst ver­su­chen soll­te. Man soll­te sich aber vor­her viel­leicht 15 Minu­ten hin­le­gen, run­ter­kom­men, even­tu­ell stö­ren­de Gedan­ken vor­her auf­schrei­ben — und wenn man immer noch ein­fach nicht in der Stim­mung ist, dann soll­te man es wirk­lich bes­ser lassen.

Wenn man mal einen Tag lang nicht übt, ist das nicht schlimm, es kann sogar von Vor­teil sein, wenn man am Tag davor beson­ders sorg­fäl­tig geübt hat! Denn unser Gehirn lernt, wie wir heu­te wis­sen, in den Ruhe­pha­sen. Das Ergeb­nis von ges­tern wird sich bei einem Ruhe­tag nicht ein­fach in Luft auflösen.

Viel­leicht hast du schon selbst die Erfah­rung gemacht, dass sich das Kla­vier­spie­len nach einer Woche Urlaub total mühe­los anfühlt, irgend­wie leich­ter als sonst. 

Das liegt dar­an, dass wäh­rend die­ser „Pau­se” das Gehirn zwar die Noten behal­ten hat, aber die unnö­ti­ge Mus­kel­an­span­nung, die du mit ein­ge­übt hast, lang­sam „ver­ges­sen” hat und du für die­sen kur­zen Moment direkt nach der Pau­se nur mit so vie­len Mus­keln wie für die­se Spiel­be­we­gung nötig sind spielst. 

Das erzeugt ein Gefühl der Mühe­lo­sig­keit — dass du nicht aktiv Mus­keln zum Mit­ma­chen ein­lädst (z.B. durch akti­ves Fin­ger hoch­he­ben oder zu star­kes Pres­sen), die eigent­lich nichts auf der Par­ty ver­lo­ren haben.

Natür­lich ist das kein Frei­fahrt­schein, um jetzt nur noch alle paar Tage mal zu üben 😉

Man soll­te sich nur nicht aus fal­scher Angst zum Üben zwin­gen und sich nicht von Schuld­ge­füh­len zer­fres­sen las­sen, wenn man eben mal nicht üben kann. Das ist mensch­lich und es wird garan­tiert nichts Gutes bei raus­kom­men, wenn man „trotz­dem” übt.

Fühle es

Ich selbst bin ein sehr ziel­fi­xier­ter Mensch und erle­di­ge mei­ne Auf­ga­ben immer ger­ne sehr schnell und gleich­zei­tig per­fekt — eine sehr stres­si­ge Arbeits­wei­se. Um mei­ne Auf­merk­sam­keit auf das Kla­vier­spie­len zu fokus­sie­ren und wirk­lich kon­zen­triert und nicht ziel­fi­xiert zu üben, lege ich mich vor dem Üben immer erst 10 – 20 Minu­ten auf mei­ne Yoga-Matte und kom­me zur Ruhe. 

Da neben der Auf­merk­sam­keit das Kör­per­be­wusst­sein beim Kla­vier spie­len (das gilt auch für ande­re Instru­men­te) die Vor­aus­set­zung für mühe­lo­ses Spie­len und schnel­le Fort­schrit­te ist, las­se ich mei­nen „Geist” wie­der in mei­nem Kör­per und in der Gegen­wart ankom­men, indem ich mir des Rau­mes um mich her­um bewusst werde.

Ich den­ke an den Raum über mir — bis zu den Ster­nen, an den Raum unter mir — bis zum Erd­kern, an den Raum links und rechts von mir und an den Raum vor und hin­ter mir. Wenn das Ner­ven­sys­tem run­ter­ge­fah­ren ist, ste­he ich lang­sam auf, indem ich mich zunächst auf die Sei­te rol­le, und spü­re die Schwer­kraft.

Danach set­ze ich mich ans Kla­vier, den­ke wie­der an den Raum um mich her­um und füh­re mei­ne Hän­de dann lang­sam und bewusst zur Kla­via­tur, wäh­rend ich immer noch den Raum wahrnehme.

Anschlie­ßend füh­le ich bei jeder Note, die ich spie­le, in mich hin­ein und ver­su­che bewusst wahrzunehmen 

  • wo ich festhalte,
  • ob mei­ne Schul­tern unten sind,
  • ob ich mei­nen Kie­fer anspanne,
  • ob ich atme,
  • ob mein Hand­ge­lenk gelöst ist,
  • ob ich die Ellen­bo­gen auch nicht festhalte,
  • etc.

Ich füh­le auch die Tas­te und das Tas­ten­ge­wicht bewusst und ach­te darauf, 

  • dass ich die Tas­te nicht wei­ter run­ter drü­cke, nach­dem sie unten ist,
  • dass ich mei­ne Fin­ger nicht hoch hebe, son­dern die Tas­te hoch kom­men lasse,
  • dass ich den Dau­men aktiv benutze,
  • dass ich bei Sprün­gen nicht die Luft anhalte,
  • dass alle Über­gän­ge flüs­sig und geschmei­dig sind und nicht eckig und gehetzt,
  • und dass ich gene­rell nicht schnel­ler spie­le, als ich es ohne Anspan­nung und „Luft­an­hal­ten” schaffe.
  • etc.

Ich fin­de, man merkt viel schnel­ler, wo man ein Kör­per­teil unnö­tig anspannt, wenn man beim Spie­len nicht ziel­fi­xiert in der Kla­via­tur ver­sinkt, son­dern sich des Rau­mes um sich her­um bewusst ist, also den Kör­per qua­si immer rela­tiv zum Raum betrachtet.

Man könn­te irr­tüm­lich anneh­men, dass „sich voll und ganz aufs Spie­len kon­zen­trie­ren” auch bedeu­tet „alles um sich her­um ver­ges­sen”. Das ist richtig. 

Beim Vor­spiel soll­te tat­säch­lich kein Den­ken mehr zwi­schen dir und der Musik ste­hen. Aller­dings schließt das nicht aus, dass du dir des Rau­mes bewusst bist — im Gegenteil. 

Nur so kannst du mit dem Instru­ment „ver­schmel­zen”, es als Erwei­te­rung dei­nes Kör­pers begrei­fen, statt es nur als etwas wahr­neh­men, dass du „bear­bei­test”.

Ich beto­ne die­sen Punkt so sehr, weil die­se Erkennt­nis für mich und mein Kla­vier­spiel eine Revo­lu­ti­on darstellt. 

Da ich eine intro­ver­tier­te, per­fek­tio­nis­ti­sche Per­son bin, stell­ten für mich Vor­spie­le immer eine Bedro­hung dar. Jeder kennt das: fla­che Atmung, Tun­nel­blick, Enge­ge­fühl in der Brust.

Schnell ist man in einem Teu­fels­kreis bzw. einem „Angst­kreis­lauf”: hat man vor Angst die Luft ange­hal­ten, führt das Luft­an­hal­ten zu mehr Angst.

Wenn ich schon wäh­rend des Unter­richts, weil ich immer „alles rich­tig machen” woll­te, immer die Luft anhielt — so kann man sich vor­stel­len, wie ich mich wäh­rend eines Vor­spiels fühl­te. Den net­ten Tipp „ein paar Mal tief durch­at­men” kennt jeder — aber wenn man es ein „paar Mal” macht, dann bringt das nichts und schon gar nicht, wenn man um sein Leben spielt 😉

Aber wenn ich schon zu Hau­se, schon auf dem Weg dort­hin, schon wäh­rend ich auf dem Kla­vier­ho­cker Platz neh­me „den Raum den­ke” — wer­de ich immer ruhi­ger. Es fühlt sich nicht mehr an, als wür­de mich der Raum ver­schlu­cken, son­dern ich bin der Raum.

Die Mus­keln ent­span­nen sich und ich füh­le die Tas­ten und ihr Feed­back. Wäh­rend ich frü­her nach den ers­ten Tak­ten schon völ­lig erschöpft war und mei­ne Hän­de ver­krampft — kann ich heu­te stun­den­lang spie­len ohne im gerings­ten zu ermü­den — weder phy­sisch noch psychisch.

Jetzt sehe ich auch Pia­nis­ten mit ande­ren Augen und mir sprin­gen gewis­se Details sofort ins Auge.

Pia­nis­ten, die wirk­lich „frei” und mühe­los spie­len, die wäh­rend des Vor­spiels zur Musik wer­den, aus denen sie her­aus­fließt ohne Unter­bre­chung und Ein­mi­schung des kon­trol­lie­ren­den Den­kens — die erkennt man oft dar­an, einen lan­gen Rücken haben und sich frei und geschmei­dig bewe­gen, als wür­den sie unter Was­ser sein (da sind wir uns zwangs­läu­fig des Rau­mes um uns her­um bewusst).

Man erkennt sie dar­an, dass ihr Dreh- und Angel­punkt nicht der Rücken ist, son­dern ihre Sitz­hö­cker, sodass sie immer „ganz” blei­ben und „ganz­heit­lich” aus dem Rücken her­aus und von ihm gestützt spie­len, anstatt im Rücken zu kol­la­bie­ren und Arm­mus­keln zur Kom­pen­sa­ti­on der feh­len­den Stüt­ze her­an­zu­zie­hen. Das endet meist dar­in, dass man nur noch Hän­de und Fin­ger ist, die gegen die Kla­via­tur kämp­fen und nicht mehr Lisa oder Thomas. 

Am auf­fäl­ligs­ten ist wohl, dass bei guten Pia­nis­ten die Tas­ten von selbst zu spie­len schei­nen und sie selbst bei den lau­tes­ten, inten­sivs­ten Momen­ten die Hän­de kei­ne Sekun­de steif und hart wer­den las­sen, son­dern wei­ter­hin über die Tas­ten zu strei­chen schei­nen. Ins­ge­samt ergibt sich ein­fach ein sehr har­mo­ni­sches, orga­ni­sches und damit ästhe­tisch anspre­chen­des Bild. 

Emotionen, Emotionen, Emotionen

Mitt­ler­wei­le ist es kein Geheim­nis mehr, dass wir Din­ge am bes­ten behal­ten, wenn sie einen emo­tio­na­len Wert für uns haben.3 Die Hirn­for­schung lehrt uns, dass es eigent­lich kein Ver­ges­sen gibt — nur ein Able­gen in ent­fern­te­re, nicht durch das Bewusst­sein unmit­tel­bar zugreif­ba­re „Datei­en”.

Emo­tio­nal auf­ge­la­de­ne Infor­ma­tio­nen, also sol­che, bei denen man beson­ders glück­lich, erfreut oder ängst­lich war, ver­ges­sen wir nicht so schnell und kön­nen sie schnel­ler abrufen.

Es riecht nach Urlaub!

Es riecht nach Weihnachten!

Jeder kennt das: Manch­mal reicht ein ver­trau­ter Geruch oder eine bekann­te Melo­die aus, um eine bestimm­te Erin­ne­rung aus den Tie­fen des Gedächt­nis­ses wie­der her­vor­zu­ho­len. An beson­ders ergrei­fen­de Ereig­nis­se in unse­rem Leben kön­nen wir uns meist detail­ge­treu erin­nern. Der Psy­cho­lo­ge Hans J. Mar­ko­witsch von der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld fasst zusammen:

Ohne Gefüh­le gibt es kei­ne Erin­ne­rung. Hans J. Mar­ko­witsch, Psychologe

Ver­ant­wort­lich dafür ist die Amyg­da­la, die emo­tio­na­len Erin­ne­run­gen den Stem­pel „Wich­tig, nicht ver­ges­sen!” auf­drückt4 und damit aus Mil­lio­nen von Ein­drü­cken für uns rele­van­te Infor­ma­tio­nen herausfiltert.

Natür­lich wäre es schön, wenn wir uns nur zu sagen bräuch­ten „lie­bes Gehirn, heu­te muss ich aber wirk­lich pünkt­lich zur Schu­le kom­men”. Lei­der klappt das nicht und wir kom­men trotz­dem immer wie­der zu spät bis — bis es dem Leh­rer zu bunt wird und er uns vor allen ande­ren ordent­lich die Levi­ten liest. Beim nächs­ten Mal sind wir dann sicher pünktlich 😉

Für das Kla­vier­spie­len sind nega­ti­ve Emo­tio­nen nicht geeig­net, um sich etwas zu merken.

Sie sie gehen mit hoher kör­per­li­cher Anspan­nung ein­her und sie ver­hin­dern, dass wir uns wirk­lich mit hun­dert­pro­zen­ti­ger Auf­merk­sam­keit auf das Kla­vier­spie­len kon­zen­trie­ren können. 

Beim Klavierunterricht

Dar­um soll­te der Kla­vier­un­ter­richt immer wie­der eine schö­ne Erfah­rung sein, aus der man rei­cher her­vor­geht. Der Leh­rer soll­te zuvor­kom­mend sein, um eine ange­neh­me Atmo­sphä­re bemüht sein und auf den Schü­ler eingehen. 

Man soll­te sich immer ernst genom­men füh­len und bei Pro­ble­men oder wenn man nicht wei­ter­kommt mit „du musst halt mehr üben” abge­speist werden. 

Statt­des­sen soll­ten Kla­vier­leh­rer und Schü­ler immer gemein­sam und krea­tiv dar­an arbei­ten, Pro­ble­me und Stol­per­stei­ne zu erken­nen und Lösun­gen zu finden.

Beim Üben zu Hause

Um eine Übe­sit­zung zu Hau­se bes­ser zu ver­an­kern, kon­zen­triert man sich eben­falls nur auf posi­ti­ve Emo­tio­nen, um Gelas­sen­heit und Gelöst­heit zu spei­chern und beim nächs­ten Mal abru­fen zu können. 

Dazu gehört auch, dass man sich bewusst aus­ein­an­der­setzt mit seinen

  • Glau­bens­sät­zen,
  • Prin­zi­pi­en
  • und Erwar­tun­gen an sich selbst. 

Was kann man sonst noch tun?

Ein paar Punk­te, die uns dabei hel­fen, in eine posi­ti­ve­re Grund­stim­mung zu kom­men, habe ich schon genannt: 

  • Gedan­ken aufschreiben,
  • hin­le­gen,
  • medi­tie­ren.

Als nächs­tes hilft es auch, sich ein posi­ti­ves Umfeld zu schaffen. 

Wenn man Geschwis­ter hat, soll­te man mit ihnen ver­ein­ba­ren, dass sie wäh­rend des Übens nicht ins Zim­mer kom­men. Wenn man selbst klei­ne Kin­der hat, soll­te man es so ein­rich­ten, dass sie wäh­rend der Übe­zeit beschäf­tigt sind, schla­fen oder jemand auf sie aufpasst.

Aber der Haupt­aspekt ist eigent­lich auch hier: die Auf­merk­sam­keit. Sie ist die Basis für posi­ti­ve Emo­tio­nen. Es bedeu­tet, dass du ger­ne und dar­um aktiv bei der Sache bist statt geis­tes­ab­we­send die Noten herunterzunudeln.

Wie man beim Üben geistes-anwesend bleibt, sol­len die nächs­ten Punk­te aufzeigen.

Die rechte Gehirnhälfte miteinbeziehen

Metaphern sind hilfreich

Wann sind wir beson­ders auf­merk­sam bei der Sache? 

Wann ist es abso­lut unmög­lich an ande­re Din­ge zu den­ken oder in Auto­ma­ti­mus zu verfallen?

Rich­tig. Wenn man krea­tiv ist. Wenn man für ein Pro­blem eine krea­ti­ve Lösung sucht. Wenn mein sei­ne rech­te, sei­ne „krea­ti­ve” Gehirn­hälf­te aktiviert.

Wie geht das?

Am bes­ten funk­tio­niert das mit Bil­dern, Meta­phern und Ana­lo­gien. Sie erzeu­gen einen grö­ße­ren „emo­tio­na­len Abdruck” im Gehirn und akti­vie­ren dar­über hin­aus die „krea­ti­ve” rech­te Gehirnhälfte.

Buch­emp­feh­lung zum The­ma Analogien
Jüngst haben Wis­sen­schaft­ler sogar her­aus­ge­fun­den, dass die trei­ben­de Kraft hin­ter unse­rem Den­ken die Erstel­lung von Ana­lo­gien ist. 

Es ist nicht neu, dass Ler­nen nichts ande­res ist, als Neu­es mit Altem zu ver­bin­den — nichts ande­res pas­siert beim Bil­den von Ana­lo­gien. Wir mer­ken uns Din­ge dann sogar noch schnel­ler, wenn wir bewusst nach pas­sen­den Ana­lo­gien suchen. In ihrem Buch „Die Ana­lo­gie. Das Herz des Den­kens” zei­gen Dou­glas Hof­stadter und Emma­nu­el San­der, dass Albert Ein­stein sei­ne Spe­zi­el­le und All­ge­mei­ne Rela­ti­vi­täts­theo­rie nie­mals ohne sei­nen aus­gie­bi­gen Gebrauch von Ana­lo­gien hät­te for­mu­lie­ren kön­nen.5

Durch bild­li­che Aus­for­mu­lie­run­gen ver­tie­fen wir außer­dem unser musi­ka­li­sches Ver­ständ­nis und bil­den so hilf­rei­che Gedächt­nis­an­ker.6

  • Wel­ches Bild, wel­che Vor­stel­lung passt zu einer bestimm­ten Stel­le in einem Stück, z.B. zu einer bestimm­ten Harmoniewendung?
  • Wel­che Thea­ter­fi­gur passt zu einer bestimm­ten Stim­me im Stück, was könn­te sie erzählen?

Vergiss erstmal die Noten

Mozarts Musik ist wie ein Theaterstück

1981 hat Roger Sper­ry den Nobel­preis für Phy­sio­lo­gie und Medi­zin erhal­ten. Er erforsch­te das mensch­li­che Gehirn und stell­te fest, dass bei­de Tei­le des Gehirns abso­lut gleich­wer­ti­ge Part­ner sind.

Die lin­ke Hemi­sphä­re sieht die Bäu­me, die rech­te den Wald — die lin­ke Hemi­sphä­re spielt den Ton, die rech­te macht Musik.7

So ist z.B. das Noten­le­sen eher eine Ange­le­gen­heit der lin­ken Gehirn­hälf­te. Es ist durch­aus mög­lich, allein mit der lin­ken Gehirn­hälf­te Kla­vier zu spie­len. Das Resul­tat ist dann aller­dings nicht mehr als mecha­ni­sches Tas­ten­drü­cken und ent­spricht unge­fähr dem Schrei­ben auf einer Schreibmaschine…

Um den Noten Leben ein­zu­hau­chen ist es erfor­der­lich, die rech­te Gehirn­hälf­te sofort, d.h. von der ers­ten Note an, mit ein­zu­be­zie­hen und nicht erst „nach dem Ler­nen der Noten” — Musik und Tech­nik sind untrenn­bar mit­ein­an­der verbunden. 

Kreativ üben — so geht’s

1.Wenn du gera­de mit einem neu­en Stück anfängst, ist es sinn­voll, dir das Stück zuerst mehr­mals anzu­hö­ren — viel­leicht auch mal mit geschlos­se­nen Augen.

2.Als nächs­tes soll­test du — auch wenn du kei­ne Noten lesen kannst — mit dem Fin­ger die Noten beim Anhö­ren nach­fah­ren.

3.Wenn du willst, kannst du die Noten­köp­fe mit Lini­en ver­bin­den — so wer­den die Melodie-Linien sichtbar.

4.Anschlie­ßend könn­test du ver­su­chen, die eben gehör­ten Melo­dien nach­zu­zeich­nen (als Häuser-Silhouetten, Hügel­ket­ten usw.).

5.Oder du ver­suchst dich beim Hören gedank­lich in einer Land­schaft vor­zu­stel­len:

  • Was siehst du ?
  • Ist es hügelig?
  • Gibt es vie­le Bäume?
  • Fließt da irgend­wo ein Fluss
  • oder ist ein Dorf in der Nähe?

6.Als nächs­tes könn­test du dir den gesam­ten Noten­text als Kar­te vor­stel­len:8

  • Was ist das für eine Stelle?
  • Ist es sehr dicht oder umge­ben uns nur wenig Noten?
  • Sind wir laut und selbst­be­wusst oder lei­se und zurückhaltend?
  • Was sehen wir einen Takt vor­her oder hin­ter uns — mas­si­ge Akkor­de oder zar­te Linien?

Das sol­len nur ein paar Anre­gun­gen dafür sein, wie du dei­ne rech­te Gehirn­hälf­te akti­vie­ren kannst. Du kannst und soll­test natür­lich immer ver­su­chen, auf eige­ne Wei­se krea­tiv zu werden.

Wenn du auf die­se Wei­se auf ein neu­es Stück her­an­gehst, lernst du es nicht nur schnel­ler, es wird auch dif­fe­ren­zier­ter und far­ben­fro­her klingen!

Wei­te­re Übeme­tho­den fin­dest du unter der Kate­go­rie „Übeme­tho­den” (Übe­tipps 1 – 5, 6 – 10, 11 – 15).

Jetzt bist du dran!

Kannst du mit die­sen Tipps etwas anfan­gen? Hast du viel­leicht selbst schon mal das ein oder ande­re hier Genann­te ausprobiert?

Wenn ja — kam dir das Stück dadurch ver­trau­ter und inten­si­ver vor? Konn­test du es dadurch schnel­ler ler­nen und schö­ner spielen?

Oder möch­test du noch etwas ergän­zen? Tei­le uns dei­ne Erfah­run­gen doch unten in den Kom­men­ta­ren mit!

Wir freu­en uns auf dei­nen Kom­men­tar! 🙂

  • Margarita Gross | PianoTube
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Quellen

  1. Fran­cis Schnei­der: Üben was ist das eigent­lich? Breit­kopf & Här­tel 2003. []
  2. Ebd., S. 33, S. 51 []
  3. Bak­ker, Arnold B.: „Flow among music tea­chers and their stu­dents: The cross­over of peak expe­ri­en­ces”, in: Jour­nal of Voca­tio­nal Beha­vi­or, Vol. 66, S. 26 – 44. []
  4. Vom Ver­ges­sen und fal­schen Erin­nern [dasgehirn.info], auf­ge­ru­fen am 01.04.2015. []
  5. Dou­glas Hof­stadter u. Emma­nu­el San­der: Die Ana­lo­gie. Das Herz des Den­kens, 2014. []
  6. Ebd., S. 34 []
  7. Ebd., S.23 []
  8. Ebd., S. 36
    Foto: © Rai­ner Sturm / PIXELIO. []

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