Besser Klavierspielen — Übetipps 6 – 10

Übersicht

  1. Übe bewusst
  2. Zäh­le laut mit
  3. Unter­schei­de zwi­schen Üben und Spielen
  4. Ler­ne kreativ
  5. ler­ne mehrkanalig

6. Übe bewusst

Ach­te beim Üben auf Dei­ne Gedan­ken. Sie soll­ten immer bei der Stel­le sein, die Du gera­de übst oder spielst. Schwei­fen Sie ab — das kann man natür­lich nicht stän­dig ver­mei­den — so hal­te kurz inne und mache Dir Dein aktu­el­les Ziel (sie­he Punkt 3) bewusst.

Soll­te es nicht bes­ser wer­den, hilft es oft, die auf­kom­men­den Gedan­ken ein­fach auf­zu­schrei­ben. Denn unbe­wuss­tes, unauf­merk­sa­mes Üben bringt gar nichts — es scha­det sogar. 

7. Zähle laut mit

Rhyth­misch sau­be­res Spiel ist das A und O beim Musi­zie­ren. Am ein­fachs­ten ver­mei­dest Du rhyth­mi­sche Unge­nau­ig­kei­ten durch lau­tes Mit­zäh­len.

Auch soll­test Du Dein Spiel hin und wie­der mit dem Metro­nom kon­trol­lie­ren. So weißt Du sofort, an wel­chen Stel­len Du lang­sa­mer wirst (aus Unsi­cher­heit) oder schnel­ler (weil die Stel­le zu ein­fach ist und Du zu ungeduldig).

Erst wenn Du den Rhyth­mus mit Hil­fe des Metro­noms ver­stan­den hast und Dir das Metrum und die Schwer­punk­te bewusst sind, kannst Du frei spie­len ohne die Gefahr, dass es unmu­si­ka­lisch klingt. 

Dar­über hin­aus hilft rhyth­mi­sches Spie­len und das damit ver­bun­de­ne Ein­tei­len in Grup­pen das Stück zu orga­ni­sie­ren, was das Ein­prä­gen und Aus­wen­dig­ler­nen erleich­tert und beschleunigt!

8. Unterscheide zwischen Üben und Spielen

Wenn Du mal spon­tan die Lust ver­spürst Kla­vier zu spie­len, dann nimm Dir auf jeden Fall ein altes Stück zur Hand, dass Du schon beherrschst oder impro­vi­sie­re.

Auf kei­nen Fall soll­test Du ein neu­es Stück, das Dir noch fremd ist, von vor­ne bis hin­ten durch­spie­len, womög­lich noch in schwan­ken­dem Tem­po, fal­schem Rhyth­mus und mit Feh­lern. Damit ver­zö­gerst Du den Pro­zess des Erler­nens die­ses neu­en Stücks gravierend!

Das­sel­be gilt, wenn Du zu müde bist oder Dich nicht rich­tig kon­zen­trie­ren kannst.

9. Lerne kreativ

Wenn Du schon ein­mal bemerkt hast, dass Dei­ne Gedan­ken beim Üben öfter abschwei­fen, dann ist das ein Zei­chen für man­geln­de Auf­merk­sam­keit. Dei­ne Hän­de spie­len auto­ma­tisch und Dein Kopf ist ganz wo anders. Am Ende hast Du lan­ge gespielt — und nichts gelernt.

Um effi­zi­en­ter zu üben ist es wich­tig, dass Dei­ne Auf­merk­sam­keit wäh­rend der gesam­ten Übe-Zeit auf die Musik gerich­tet ist. Das erreichst Du, indem Du die betref­fen­de Stel­le 3 bis 8 Mal wie­der­holst — aber jedes Mal mit 

  1. ande­rer Dynamik,
  2. ande­rem Rhythmus,
  3. ande­ren Betonungen
  4. ande­ren Bewegungsabläufen
  5. ande­rer Bewe­gung (Ago­gik)
  6. usw.

oder Du

  1. singst oder pfeifst die Stelle
  2. spielst die Stel­le in Gedan­ken durch
  3. spielst die Stel­le in einer ande­ren Tonart

Weil krea­ti­ves Üben effi­zi­en­ter ist, lernt man schnel­ler; weil man schnel­ler lernt, ist man moti­viert; weil man moti­viert ist, lernt man ger­ne; weil man ger­ne lernt, lernt man schnel­ler; weil man schnel­ler lernt, ist man moti­viert; weil man moti­viert ist (…)1 Fran­cis Schneider

Eini­ge die­ser Varia­tio­nen machen das Stück schwe­rer, als es ist – das hat den Vor­teil, dass Dir am Ende das Original-Stück viel ein­fa­cher vorkommt.

10. Lerne mehrkanalig

Unser Gehirn lernt Neu­es, indem es die neu­en Inhal­te mit bekann­ten und gespei­cher­ten Inhal­ten in Bezie­hung setzt. Wir müs­sen daher eine Ver­bin­dung zu bereits Bekann­tem her­stel­len, sozu­sa­gen das Neue im Alten „wie­der­ent­de­cken”.

Dafür müs­sen bei­de Gehirn­hälf­ten zusam­men­ar­bei­ten. Die rech­te (tona­les Gedächt­nis; ganz­heit­lich; macht Musik, nicht Töne; sieht den Wald; ana­lo­ges Den­ken;”) und die lin­ke Gehirn­hälf­te (rhyth­mi­sches Gedächt­nis; ana­ly­tisch; macht Töne, nicht Musik; sieht die Bäu­me; abs­trak­tes Denken;).

Das erreichst Du, indem Du Dich von ver­schie­de­nen Sei­ten dem Stück näherst. Zum Bei­spiel könn­test Du:

  1. das Stück mehr­mals anhö­ren, beim 3. Mal die Noten mitverfolgen
  2. ein­zel­ne Abschnit­te far­big markieren
  3. die Töne und Akkor­de auf dem Kla­vier füh­len
  4. Geschich­te”, die das Stück erzählt, mit Wor­ten nach­er­zäh­len
  5. die Musik nach­zeich­nen: die Dau­er der Töne, Pau­sen, Beto­nun­gen, Melo­die­ver­lauf usw.

Um vor­wie­gend die rech­te Gehirn­hälf­te mit ein­zu­be­zie­hen kannst Du Dir außer­dem fol­gen­de Fra­gen stellen:

  1. wel­chen Cha­rak­ter haben die Töne (ver­träumt, ernst, fröh­lich, usw.)?
  2. wel­ches Gewicht haben die Töne (feder­leicht, blei­schwer; Feder oder Fels­bro­cken, usw.)?
  3. wel­che Far­ben hat die Stelle/ der Ton/ der Akkord?
  4. wel­che Klei­dung hat das Stück an (Win­ter­man­tel, Som­mer­kleid, Turn­schu­he, Pumps, usw.)?
  5. sind die Töne ein­zel­ne Buch­sta­ben oder Wor­te, viel­leicht sogar Sät­ze?
  6. in wel­cher Umge­bung „wohnt” die Musik: ist sie ein ein­sa­mes Haus im Wald oder eine Groß­stadt, eine brei­te Stra­ße oder enge Gas­se, usw.?
  7. wäre die Musik ein Bild - wäre es ein abs­trak­tes Bild, ein Comic oder ein Man­da­la, usw.?
Nur was in bei­den Gehirn­hälf­ten ver­an­kert ist, wird „ver­stan­den”; das ande­re ist nur „gelernt”, ent­spre­chend schlecht ver­an­kert und nicht zuver­läs­sig abruf­bar.2

Jetzt bist du gefragt!

Konn­test Du mit dem ein oder ande­ren Tipp etwas anfangen? 

Wenn ja, dann tei­le doch Dei­ne Erfah­run­gen mit uns in den Kom­men­ta­ren! 🙂

  • Margarita Gross | PianoTube
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  1. Fran­cis Schnei­der: Üben — was ist das eigent­lich? (Wege. Musik­päd­ago­gi­sche Schrif­ten­rei­he, Bd.3) Aar­au, Schweiz 1992. []
  2. Ebd. []

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