Besser Klavierspielen — Übetipps 11 — 15

Übersicht

  1. Sei Dein eige­ner Lehrer
  2. Behal­te den­sel­ben Fin­gersatz bei
  3. Lege Stütz­tö­ne fest
  4. Fes­ti­ge das Stück am Anfang und am Ende der Übe-Sitzung
  5. Ver­grö­ße­re Dei­ne „Chunks”

11. Sei Dein eigener Lehrer

Wer kennt das nicht: Zuhau­se klappt alles per­fekt, doch kaum will man es vor­spie­len, gelingt nichts mehr. Das liegt u.a. dar­an, dass wir beim Üben nicht so kri­tisch mit uns sind, wie wir es wären, wenn ein Leh­rer neben uns sit­zen würde.

Die Fähig­keit am Ende so vor­zu­spie­len, wie man es Zuhau­se konn­te, steigt umso mehr, je näher unse­re Ernst­haf­tig­keit beim Üben Zuhau­se mit jener beim Vor­spiel übereinstimmt. 

Stell Dir vor, ein Kla­vier­pro­fes­sor sitzt beim Üben immer neben Dir. Wor­auf wür­de er ach­ten wäh­rend Du spielst? 

Zum Bei­spiel darauf:

  • hast Du ver­sucht mit Hil­fe des Metro­noms her­aus­zu­fin­den, wie die Stel­le rhyth­misch rich­tig zu spie­len ist oder spielst Du es nur zufäl­lig rich­tig?
  • weißt Du, war­um Du an die­ser Stel­le lei­ser bzw. lau­ter wer­den musst oder spielst Du nur, weil es so in den Noten steht?
  • ver­folgst Du den Ver­lauf des Stü­ckes aktiv mit oder spie­len Dei­ne Hän­de auto­ma­tisch und Dein Kopf läuft hechelnd hin­ter­her?
  • spielst Du so schnell, weil Du es kannst oder kommst Du gera­de so mit?
  • hast Du wirk­lich ver­stan­den, was die Musik sagt oder spielst Du nur Voka­beln, lee­re Wort­hül­sen, deren Bedeu­tung Du nicht kennst?
  • usw.

12. Behalte denselben Fingersatz bei

Wenn Du ein Stück nach­hal­tig und jeder­zeit abruf­bar abspei­chern möch­test – oder wenn Du ein Stück ein­fach nur sehr schnell ler­nen möch­test – dann soll­test Du immer den­sel­ben Fin­gersatz ver­wen­den. (Es mag Aus­nah­men geben, die auch ohne fes­ten Fin­gersatz Stü­cke schnell und sicher ler­nen — aber ich habe die Erfah­rung gemacht, dass die meis­ten Schü­ler, die davon über­zeugt sind, sie brau­chen kei­nen fes­ten Fin­gersatz, am Ende unheim­lich davon profitieren.)

Dar­um ist das Ers­te, was Du tun soll­test, wenn Du ans Üben eines neu­en Stücks gehst, Dir einen beque­men Fin­gersatz aus­zu­den­ken und ihn sofort unter die ein­zel­nen Noten zu schreiben. 

Pro­bie­re am bes­ten meh­re­re ver­schie­de­ne Fin­ger­sät­ze aus und behal­te den bequems­ten. Soll­te sich im Ver­lauf des Übens mal ein gesetz­ter Fin­gersatz als nicht so pas­send her­aus­stel­len, dann ver­bes­se­re ihn sofort  — spä­ter wirst Du Dich viel­leicht nicht mehr dar­an erin­nern und musst von Neu­em suchen.

Ein fes­ter Fin­gersatz in einem Stück hilft unge­mein beim Erler­nen des Stücks und beim Aus­wen­dig­ler­nen. Die Noten wer­den mit bestimm­ten Fin­gern ver­knüpft und man spei­chert das Stück damit auf zwei Kanä­len gleich­zei­tig: visu­ell den Ver­lauf der Noten und motorisch-taktil die Fin­gersatz­fol­ge.

13. Lege Stütztöne fest

Beim Spie­len kannst Du nicht per­ma­nent Note für Note vor­aus­den­ken, ins­be­son­de­re dann nicht, wenn sehr vie­le schnel­le Noten hin­ter­ein­an­der kom­men — das wäre viel zu langsam. 

Dar­um ist es beson­ders bei sehr schnel­len Pas­sa­gen sinn­voll Stütz­tö­ne fest­zu­le­gen. Wenn Du die­se Stütz­tö­ne sicher tref­fen kannst, musst Du anschlie­ßend nur noch die Zwi­schen­räu­me ausfüllen.

Bei schnel­len Stel­len musst Du nur die­se Stütz­tö­ne im Bewusst­sein haben, d.h. vor Dei­nem inne­ren Auge sehen — und die Töne dazwi­schen ein­fach gesche­hen las­sen.

14. Festige das Stück am Anfang und am Ende der Übe-Sitzung

Beim Üben geht es immer zum einen um das kor­rek­te Ein­prä­gen von ein­zel­nen Noten, ein­zel­nen Abschnit­ten bis hin zum gan­zen Stück und zum ande­ren um das Fes­ti­gen des Erlern­ten auf. 

Wäh­rend man beim Üben ver­mei­den soll­te, das gan­ze Stück von Anfang bis Ende durch­zu­spie­len, ist es am Beginn und am Ende jeder Übe-Sitzung sinn­voll, das Stück jeweils 1 Mal mit abso­lu­ter Kon­zen­tra­ti­on und in dem Tem­po durch­zu­spie­len, bei dem Du sicher weißt, dass Du kei­ne Feh­ler machen wirst.

Wenn Du das beher­zigst, dann spei­chert Dein Gehirn die rich­ti­gen Noten und das ent­spann­te Gefühl beim Spie­len ein und Du kannst es beim nächs­ten Mal genau so abru­fen, wie Du es ver­ab­schie­det hast.

15. Vergrößere Deine „Chunks”

Um so effi­zi­ent wie mög­lich zu üben ist es wich­tig zu wis­sen, wie das Gehirn Infor­ma­tio­nen verarbeitet. 

Ein ame­ri­ka­ni­scher For­scher hat her­aus­ge­fun­den, dass unser Gehirn Infor­ma­tio­nen in Grup­pen ver­ar­bei­tet und dass es sich mit meh­re­ren Grup­pen gleich­zei­tig beschäf­ti­gen kann. Um genau zu sein: mit 7 plus­mi­nus 2. Die­se Ein­hei­ten hat er „chunks(Gefäß, Bal­lung, Bün­del)” genannt.

Das ist gut zu wis­sen, denn beim Spie­len kannst Du nicht per­ma­nent Note für Note vor­aus­den­ken, vor allem, wenn sehr vie­le schnel­le Noten hin­ter­ein­an­der kom­men — das gin­ge ein­fach zu lang­sam. Dar­um ist es sinn­vol­ler, die not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen für einen bestimm­ten Lauf bzw. Ablauf gebün­delt abzu­spei­chern. Das erleich­tert sowohl das Ler­nen als auch das spä­te­re Abrufen.

  • So braucht man z.B. als Anfän­ger 3 chunks um sich einen C‑Dur-Dreiklang zu mer­ken: einen für das c, einen für das e und einen für das g. Damit sind schon 3 von 7 chunks voll. 
  • Ein etwas fort­ge­schrit­te­ner Schü­ler braucht nur 1 chunk dafür, weil er den C‑Dur-Dreiklang als eine Infor­ma­ti­on, einen Gedan­ken, einen Griff sieht — und hat damit noch 6 chunks frei.
  • Ein sehr fort­ge­schrit­te­ner Schü­ler braucht wie­der­um für eine Kadenz bestehend aus vier Akkor­den (I‑IV-V‑I) nur 1 chunk, wäh­rend ein weni­ger fort­ge­schrit­te­ner Schü­ler dafür 4 chunks benö­tigt: einen für die Toni­ka (I), einen für die Sub­do­mi­nan­te (IV), einen für die Domi­nan­te (V) und noch einen für die Toni­ka (I).

Dei­ne Auf­ga­be ist es nun, wäh­rend Dei­ner Arbeit an einem Stück immer wie­der klei­ne­re Ein­hei­ten zu grö­ße­ren zusammenzufassen.

Indem Du bereits ver­trau­tes Mate­ri­al in einen immer grö­ße­ren Zusam­men­hang stellst, wer­den auch die chunks immer größer.

  • Arbei­te erst an ein­zel­nen Tönen, die Du als einen chunk wahr­nimmst.
  • Irgend­wann soll­te in dem einen chunk dann ein gan­zes Motiv, dann eine Akkord- oder Melo­die­fol­ge gespei­chert sein.
  • Und wie­der eini­ge Zeit spä­ter könn­te in dem einen chunk eine gan­ze Phra­se oder sogar ein Stück­ab­schnitt abge­spei­chert sein.

Jetzt bist du gefragt!

Haben Dir die Tipps gefal­len? Hast Du den ein oder ande­ren viel­leicht schon selbst ausprobiert? 

Wenn ja, wie sind Dei­ne Erfahrungen?

Tei­le sie doch mit uns in den Kom­men­ta­ren! 🙂

  • Margarita Gross | PianoTube
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